Erfolgsgeschichte
Veröffentlicht: Vor 3 Jahren

Rückblicke auf die Niederdeutschen Hansetage: Eine hanseatische Reise mit Transkribus

In den letzten 150 Jahren haben große Editionsreihen die hanseatische Forschung geprägt. Um 1900 hatte eine Gruppe von Historikern eine große Menge an Material bis in die 1530er Jahre gesammelt und in Buchform gebracht. Vom 16.. Jahrhundert aufwärts war das Material jedoch nicht mehr überschaubar. Die Inventare ausgewählter Archive gaben zumindest einen Überblick über das vorhandene Material.

Die Digitalisierung hat die Karten neu gemischt; insbesondere Transkribus eröffnet neue Möglichkeiten, die schier unendlichen Mengen an unbearbeitetem Material einer breiteren (Forschungs-)Gemeinschaft zugänglich zu machen. In der FGHO, der Forschungsstelle für Hanse- und Ostseegeschichte, konzentrieren wir uns vor allem auf die so genannten "Rezesse", die Protokolle der Beschlüsse der Hansetage und anderer niederdeutscher Städtetage, denn auf diesen Kongressen wurde jeweils eine Menge Hansegeschichte "gemacht".

In nur zwei bis drei Jahren konnten wir mit einem nur kleinen Team einige hundert Seiten Archivmaterial transkribiert und mit Personen und Orten ausgezeichnet über eine Read&Search-Seite bereitstellen – und weitere Seiten sind in Arbeit. Bisher haben wir Transkriptionen überwiegend händisch angefertigt, um Material auch für eigene Handschriften-Modelle zu erarbeiten. Dabei haben uns Greifswalder Studierende aus zwei Semestern betreut; außerdem haben wir mit unserem Citizen Science-Projekt „Hanse.Quellen.Lesen!“ interessierte Bürger:innen eingebunden – ein kleines, aber engagiertes Team, das hoffentlich in Zukunft wächst! Ohne Transkribus wäre nichts davon möglich gewesen. Da uns auch die Kommunikation der Hanseforschung nach außen bzw. die Möglichkeit der öffentlichen Teilhabe wichtig ist, ist die Beteiligung von Interessierten eine großartige Möglichkeit der Wissenschaftskommunikation und trägt zugleich dazu bei, dass wir kontinuierliche Fortschritte im Projekt machen, mit einer Tätigkeit, für die Kolleg:innen kaum mehr Zeit haben.

Was wird die Zukunft bringen? Natürlich wollen wir HTR-Modelle einsetzen und selbst weiterentwickeln, aber auch mit Freiwilligen weiter am Material arbeiten. Neben Personen- und Ortsindices wollen wir auch Themen auszeichnen. Parallelhandschriften, die zu einer Versammlung noch vorliegen, werden zugänglich gemacht; auch wollen wir zu den Versammlungen zwischen 1537 und 1669 mindestens eine Handschrift zugänglich machen. Mit Transkribus bzw. den Angeboten der READ-COOP kann eine kleine Forschungsstelle Quellen zur Hansegeschichte in wenigen Jahren in einem Umfang zugänglich machen, der seit den Anfängen der Hanseforschung um 1900 nicht zu bewältigen war. Zudem werden offene Daten geschaffen, die für eine weitere Arbeit an dem Material (z.B. eine kritische Edition, Textanalyse u.v.m.) einer Vielzahl von Interessierten eine Grundlage stellt.

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