Erfolgsgeschichte
Veröffentlicht: Vor 2 Jahren

"Es ist nichts dabei, digitale Tools zu nutzen, um unser Leben einfacher zu machen": Henning Schuler

Dürfen wir vorstellen: Henning Schuler. Henning ist Historiker, der sich auf moderne Geistes- und Sozialgeschichte spezialisiert und gerade sein Doktorat am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, Italien abgeschlossen hat. 

Als Henning Transkribus zum ersten Mal für seine Dissertation einsetzen wollte, waren einige seiner Historikerkolleg*innen skeptisch. Wie könnte eine Software jemals Texte so gut lesen wie ein Mensch? Doch er entschied sich, Transkribus auszuprobieren, und heute, einige Jahre später, ist er sehr froh, dass er es getan hat.

Nach Erhalt eines Transkribus-Stipendiumshaben wir mit Henning gesprochen, um mehr darüber zu erfahren und um herauszufinden, wie Transkribus das Leben von Historiker*innen erleichtert.

Die Herausforderung der Transkription handschriftlicher Dokumente

Das achtzehnte Jahrhundert war eine Zeit des Wandels. Die weltweiten Handelsnetze wuchsen rasch und immer mehr europäische Kaufleute reisten an neue und exotische Orte, um dort Produkte zu kaufen und zu verkaufen. Henning Schuler beschloss, diese Kaufleute in seiner Doktorarbeit zu untersuchen. "In meiner Dissertation habe ich britische und französische Kaufleute untersucht, die Ende des 18. Jahrhunderts in Aleppo lebten. Ich wollte ein neues Licht auf die Art und Weise werfen, wie die Europäer sich selbst und die scheinbar immer größer werdende Welt, in der sie lebten, im achtzehnten Jahrhundert wahrnahmen", erklärt Henning. "Und glücklicherweise hatte ich eine ganze Reihe handschriftlicher Quellen für mein Projekt.

Ein großer Korpus ist zwar gut für die Qualität der Forschung, bringt aber auch einige logistische Probleme mit sich. "Ich hatte so viele verschiedene Quellen, dass es völlig unmöglich war, auch nur einen nennenswerten Teil von ihnen selbst zu transkribieren. Also beschloss Henning, nach Softwarelösungen zu suchen, die den Prozess beschleunigen könnten.

Beispiel für englisches Material, mit dem Henning zu tun hatte

Erste Eindrücke von Transkribus

Sehr bald stieß er auf Transkribus. "Ich begann, Transkribus aus Neugier zu benutzen, um zu sehen, ob es funktionierte, wie gut es war und ob es möglicherweise nützlich sein könnte", sagt Henning. Sein erster Eindruck war nicht allzu positiv. "Anfänglich fand ich die Transkriptions-Engine für meine Quellen nicht ausreichend." Doch dann entdeckte er die Vorteile des Trainings eines eigenen KI-Modells. "Transkribus bietet die Möglichkeit, ein Modell speziell für die eigenen Quellen zu trainieren. Nachdem ich dies getan hatte, war die Genauigkeit viel höher und ich habe es schließlich für die meisten meiner Quellen verwendet."

Natürlich gibt es einige Dinge, die Transkribus nicht kann. "Als Historiker betrachte ich eine Transkription nie als Alternative zum Lesen der eigentlichen Quellen. Eine Transkription zeigt einem nicht den Zustand des Textes, Änderungen, Fehler des*der Verfasser*in usw. Aber als zusätzliches Tool war Transkribus großartig. Es ermöglichte mir, schnell nach etwas zu suchen, das ich vergessen hatte, eine schnelle Analyse der Worthäufigkeit durchzuführen oder ein langes Zitat zu kopieren, anstatt es von Hand zu transkribieren."

"In einigen Fällen, in denen ich mit dem Lesen eines Wortes zu kämpfen hatte, half mir Transkribus sogar, die richtige Lesart zu finden. Ein Freund, der in der Bilderkennung tätig ist, sagte mir: Oft sind Dinge, die für Menschen schwierig sind, für Computer einfach und umgekehrt.

Beispiel für Französisch, das Henning erforscht

Warum sich Transkribus gut für Historiker*innen eignet

Henning hat nun seine Dissertation erfolgreich fertiggestellt und will seine Ergebnisse veröffentlichen. Doch trotz seines Erfolgs mit Transkribus stieß er bei seinen Kolleg*innen auf viel Skepsis. "Ich muss sagen, dass ich überrascht war von der Ungläubigkeit, die mir bei vielen anderen Historiker*innen begegnete. Als ich mit Kolleg*innen darüber sprach, konnten sie nicht glauben, dass ein Computer Texte lesen kann, für deren Entzifferung sie selbst lange gebraucht haben."

"Aber ich möchte alle Historiker*innen ermutigen, Transkribus zu nutzen, besonders wenn sie mit der Transkription zu kämpfen haben. Letzen Endes sollten wir nicht zögern oder davor zurückschrecken, digitale Tools zu nutzen, um unser Leben als Historiker*innen zu erleichtern."

Hennings Transkribus-Tipp:

Transkribus ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber bei größeren Mengen handschriftlicher Quellen lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen, um die Quellen vorzubereiten und ein eigenes KI-Modell zu trainieren. Das hat mir geholfen, das Beste aus der Software herauszuholen.

Henning Schuler
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